Viele, die sich ein Aquarium zulegen, geben gefrustet nach ein paar Wochen ihr Hobby wieder auf. Meistens liegt es an mangelnder Geduld. Mein vor drei Monaten neu aufgesetztes 450l Becken ist jetzt soweit. Wie nach Lehrbuch hat das Becken alle Phasen durchlaufen, die in der Einfahrphase vorkommen können. Braunlagen wechselten sich mit grünen Fadenalgen ab, die Pflanzen wuchsen nicht richtig etc.pp.
Jetzt nach mehr als drei Monaten werde ich für die Geduld belohnt. Das Becken ist (sichtbar) algenfrei und die Pflanzen wachsen. Der Fischbesatz ist noch nicht vollständig, das folgt noch. Die Einfahrphase jedenfalls ist abschlossen. Aber was ist die Einfahrphase und was passiert da eigentlich?

Die Einfahrphase eines neu eingerichteten Aquariums ist ein entscheidender Schritt, um ein gesundes und stabiles Ökosystem für Fische und Pflanzen zu schaffen. In dieser Phase wird das Aquarium biologisch stabilisiert, sodass es in der Lage ist, schädliche Abfallstoffe wie Ammoniak und Nitrit abzubauen. Hier sind die wichtigsten Aspekte der Einfahrphase:
1. Was passiert in der Einfahrphase?
Die Einfahrphase ist der Zeitraum, in dem sich die notwendigen Filterbakterien im Aquarium etablieren, die für den Abbau von Abfallstoffen verantwortlich sind. Fische produzieren Abfallstoffe wie Ammoniak, das für sie in hohen Konzentrationen giftig ist. Diese Bakterien wandeln Ammoniak zunächst in Nitrit um, welches ebenfalls giftig ist. Ein weiteres Bakterium baut das Nitrit dann in das weniger gefährliche Nitrat ab. Dieser Prozess wird als Stickstoffkreislauf bezeichnet.
2. Dauer der Einfahrphase
Die Einfahrphase dauert in der Regel zwischen 4 und 6 Wochen. In dieser Zeit müssen sich die Bakterienpopulationen entwickeln und stabilisieren. Es ist wichtig, Geduld zu haben und keine Fische in das Aquarium zu setzen, bevor die Einfahrphase abgeschlossen ist. In dieser Zeit kann es zu vermehrter Algenbildung kommen, da die die Aquariumpflanzen noch auf das Wachstum unter Wasser einstellen müssen und in dieser Übergangsphase kaum Nährstoffe aufnehmen. Das wiederum kommt den Algen zugute, weshalb sie in dieser Zeit stark vermehren. Die Algenphase geht von alleine vorbei, Geduld ist gefragt. Die Beleuchtung sollte in der Zeit auf vier bis sechs Stunden täglich eingestellt werden und nicht zu stark sein. Wichtig ist auch ein großzügiger wöchentlicher Wasserwechsel.
3. Temperatur und Wasserwerte
Für die Einfahrphase sind stabile Wasserwerte entscheidend. Die Wassertemperatur sollte zwischen 22 und 28 Grad Celsius liegen, um das Wachstum der Bakterien zu fördern. Die wichtigsten Wasserwerte, die im Auge behalten werden sollten, sind:
• Ammoniak (NH₃/NH₄⁺): Dieser Wert sollte zu Beginn der Einfahrphase im Idealfall bei 0 ppm (parts per million) liegen. Während der Phase kann er jedoch steigen, bevor er wieder sinkt.
• Nitrit (NO₂): Auch dieser Wert sollte zu Beginn bei 0 ppm liegen, aber während der Einfahrphase kann er ansteigen, bevor er schließlich sinkt.
• Nitrat (NO₃): Nitrat ist das Endprodukt des Stickstoffkreislaufs und sollte nach der Einfahrphase unter 50 ppm liegen.
4. Wasserzusätze
Es gibt spezielle Produkte auf dem Markt, die die Einfahrphase beschleunigen können, indem sie Bakterienkulturen hinzufügen. Diese Produkte können hilfreich sein, sind aber nicht zwingend notwendig. Der natürliche Einfahrprozess dauert zwar länger, führt aber zu einer stabileren Bakterienpopulation.
5. Fische und Pflanzen während der Einfahrphase
Es ist ratsam, in den ersten Wochen keine Fische ins Aquarium zu setzen. Die erhöhte Konzentration von Ammoniak und Nitrit während der Einfahrphase kann für Fische schädlich sein. Wenn Fische eingesetzt werden, dann nur sehr wenige und äußerst robuste Arten, die gegen Wasserbelastungen widerstandsfähig sind.
Pflanzen hingegen sollten von Anfang an eingesetzt werden. Sie tragen zur Stabilisierung des Aquariums bei, indem sie Nährstoffe aus dem Wasser aufnehmen und das Wachstum von Algen verhindern.
6. Ùberprūfen der Wasserwerte
Während der Einfahrphase ist es wichtig, regelmäßig die Wasserwerte zu überprüfen, insbesondere Ammoniak, Nitrit und Nitrat. Dies kann mit handelsüblichen Wassertests erfolgen. Sobald Ammoniak und Nitrit auf 0 ppm sinken und Nitrat im akzeptablen Bereich liegt, ist das Aquarium eingefahren und bereit für die Fische.
Die Einfahrphase eines Aquariums ist ein natürlicher Prozess, der Zeit und Geduld erfordert. Es ist entscheidend, während dieser Phase keine Fische einzusetzen, um die Tiere vor den toxischen Substanzen zu schützen. Sobald sich die Filterbakterien etabliert haben und die Wasserwerte stabil sind, steht einem gesunden Aquarium mit glücklichen Fischen nichts mehr im Weg.